Die Stimme im Kopf haben wir alle: Das Gemurmel ist schon so lange da, wie wir denken können. Wir identifizieren uns damit: Wir denken, der innere Monolog spiegele unsere Persönlichkeit. Wir meinen, dass da unser wahres Ich mit uns spricht. Das ist ein Trugschluss.
Als ich mit Ende zwanzig meinen ersten Yogakurs machte, ließ der Lehrer uns den inneren Monolog beobachten. Erst viel später habe ich begriffen, wie wichtig das Bewusstsein für dieses ständige Zwiegespräch für unser Lebensgefühl und unser Sein ist.
Glaube nicht alles, was Dein innerer Monolog sagt
Erst bei der Arbeit an meiner eigenen Selbstakzeptanz schaute ich mir meinen inneren Monolog genauer an und stellte fest, wie negativ er war. Das Schlimmste daran war, ich glaubte, was ich dachte.
Ich konnte in Echtzeit verfolgen, wie ich mich ständig abwertete und auszankte. So wie ich es nie mit anderen Menschen tun würde. Das ging so:
- Du bist einfach zu dumm, doof, blöd
- Schon wieder Mist gebaut; war ja klar
- Das musste ja schiefgehen
- Keiner hilft Dir, weil Du es nicht wert bist
Kurz, ich habe wenig Positives in meinem inneren Monolog gefunden. Sich selber loben? Fehlanzeige! Eigenlob stinkt, habe ich als Kind gelernt.
Was ist dieser innere Monolog eigentlich?
Als Babys und Kleinkinder lernen wir die Welt durch soziale Interaktionen kennen. Unsere Bezugspersonen erklären und zeigen uns immer wieder, wie zum Beispiel Bauklötze aufeinander gestapelt werden. Dieses Verbalisieren von Handlungsschritten übernehmen wir. Wir beginnen unser Spiel bald laut zu kommentieren.
An diese Phase erinnere ich mich bei meinen Kindern genau. Der Monolog wird zuerst laut geführt und später immer mehr internalisiert. Wir benutzen dazu die Sprache, die wir kennen. Taube monologisieren also in Zeichensprache.
Verbale Selbstinstruktion
Der innere Monolog hilft uns, uns zu konzentrieren, wenn wir komplizierte Dinge vorhaben. Zum Beispiel als Fahranfänger: Am Anfang gehen wir die einzelnen Schritte bewusst durch: Bremsen, Kupplung treten, Gang einlegen, Gas geben, lenken…
Er wird auch als innerer Dialog bezeichnet, weil wir oft mit uns selbst reden.
Beispiel für einen inneren Dialog:
- „Ich bin noch müde, ich will noch liegenbleiben.“
- „Du musst aber zur Arbeit. Also los!“
- Seufzer. „Okay.“
Wir kommentieren laufend unser inneres Geschehen. Gefühle, Eindrücke, Entscheidungen, alles wird ständig mit uns selbst verhandelt. Der innere Monolog umfasst alle unsere bewussten und unbewussten Gedanken und Gefühle.
Und das ist gut so. Indem wir unsere Gefühle benennen, machen wir sie greifbar. Unser Verstand hilft uns damit, uns in der Welt zurechtzufinden und sie zu verstehen.
Nutze den inneren Monolog bewusst
Der innere Monolog ist das Sprachrohr unseres Verstandes. Du erinnerst dich? Der Verstand ist der Teil von uns, der uns aus Energiespargründen gerne im Autopilotenmodus hält. Unser Gehirn verbraucht viel Energie. Automatismen sind daher willkommene Energiesparer. Sie dienen uns aber nicht, wenn wir uns weiterentwickeln wollen. Dann müssen wir sie unterbrechen.
Wenn wir unserem inneren Monolog bewusst zuhören, merken wir, in welchem Film wir gerade stecken.
Dann sind wir präsent und haben die Möglichkeit, die immer gleichen Einflüsterungen unseres Verstands, auf die wir immer gleich reagieren, zu stoppen.
Wir brauchen unseren Verstand, um Informationen zu sammeln und neu zu sortieren. Er hilft uns dabei, einen Schritt zurückzutreten und uns und unsere Situation einzuschätzen. Er hilft uns, wichtige Fragen zu beantworten wie:
- Was ist gerade los?
- Was sind meine Gefühle?
- Worauf reagiere ich?
- Will ich das eigentlich?
- Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Unser Verstand ist kreativ. Mit ihm können wir neue Probleme und Herausforderungen lösen. Wir dürfen ihn ruhig herausfordern, in dem wir ihn dazu ermuntern, Neuland zu erkunden.
Selbstreflexion ist ein tolles Tool
Nutze Deinen Verstand zur Selbstreflexion, so oft du kannst. Wenn wir auf unseren gewohnten Bahnen mit Scheuklappen im Automatikmodus herumlaufen, dann verpassen wir viele spannende Momente in unserem Leben. Wir bleiben dann oft im negativen „Ich bin nicht genug“-Mangeldenken des inneren Monologs gefangen.
Nutze den Input deines Verstandes wie die Ratschläge einer guten Freundin. Du hörst sie dir an und überlegst, ob sie für dich passen oder nicht.
Glaube Deinem Verstand nicht alles! Ich staune immer wieder, wie viel Schwach-Sinn mein Hirn verzapft.
Zähme Deinen inneren Monolog
Selbstreflexion ist ein Prozess, der Zeit, Übung und Geduld braucht. Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Ich falle gerne in mich selbst verurteilende Automatismen zurück und dann verurteile ich mich hinterher auch noch dafür. Das ist absurd, oder?
Ich habe mich einfach zu lange mit meinem negativen inneren Monolog identifiziert und mich fertig gemacht, als dass ich von heute auf morgen das Ruder herumreißen könnte. Im Gegensatz zu früher merke ich aber immer öfter, wenn ich mich wieder fertig mache.
Ich merke so, wenn ein Glaubenssatz aus der Kindheit zum Beispiel: Der Teller wird leer gegessen auf mich wirkt und kann daran arbeiten.
Ich kann mich deutlich mehr freuen über die vielen Dinge, die in meinem Leben gut laufen. Es fällt mir leichter, sie überhaupt zu bemerken. Das gibt mir mehr Selbstbewusstsein und ich vertraue mir dadurch immer mehr.
Beispiel positiver innerer Monolog
Eine Klientin baut immer mehr Selbstvertrauen auf, seit sie sich ihrer persönlichen Stärken und Talente bewusster ist. Sie läuft viel wacher durchs Leben, berichtete sie. Vieles veränderte sie für sich so zum Positiven. Zum Beispiel wird sie in ihrem Job viel mehr wertgeschätzt als früher.
Auf meine Frage, ob sie sich selbst auch mehr schätzt, antwortete sie, dass sie deutlich positiver über sich denkt als früher.
Um dahin zu kommen, müssen wir uns von außen betrachten können. Das bekommen wir hin, wenn wir präsent im Hier und Jetzt sind. Dazu reicht oft ein einziger Atemzug.
Übung: Atmen schafft Distanz
Jeden Tag gibt es viele kleine Situationen, die das Potenzial haben, dich zu ärgern. Du hast also den ganzen Tag über genügend Startmöglichkeiten, solltest Du diese Übung vergessen haben.
Versuche, bei den ersten drei Gelegenheiten des Tages, wenn du merkst, dass deine Betriebstemperatur steigt und dein innerer Monolog zu einer – vermutlich gut bekannten – Tirade ansetzt, einige tiefe Atemzüge zu tun.
- Dein Mann hat vergessen, den Müll an die Straße zu stellen -> Atme langsam ein und aus
- Wieder hat keiner seinen Frühstücksteller in die Spülmaschine geräumt -> Atme langsam ein und aus
- Jemand nimmt Dir die Vorfahrt auf dem Weg zur Arbeit -> Atme langsam ein und aus
Beobachte was in dir passiert. Wiederhole die Übung.
Ich garantiere dir, dass du mehr Frieden fühlen wirst. Du wirst außerdem mehr Energie haben für die Dinge, für die es sich wirklich lohnt zu kämpfen.
Du möchtest mehr darüber wissen, wie du deinen inneren Monolog zähmst und positiver durch dein Leben gehst? Ruf mich doch einfach unverbindlich an.
Wenn du tiefer einsteigen und dich besser kennenlernen willst, empfehle ich dir mein Buch: Jammern kannst du später.
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