Ab und zu solltest Du innehalten und schauen, was alles in dem Rucksack ist, den Du mit Dir herumträgst. Das gibt Dir die Möglichkeit auszusortieren: Was dient Dir noch und was nicht? Das ist beste Energiesparprogramm, das ich kenne!
Innehalten, Inventur machen und Bilanz ziehen. Reflektieren wohin ich mich bewege. Was behindert mich und was ist überflüssig? You can read this article in English here.
1. Was trägst Du an Ballast mit Dir herum?
Wenn Du etwas loslässt, wird Platz und Energie frei. Das gilt für Gegenstände genauso wie für nicht Materielles. Das bedeutet nicht nur, dass Du dann mehr Zeit und Freiraum hast, sondern auch, dass Du offen bist für Neues.
Was hältst Du fest?
- Dinge: Kleidung, Erinnerungsstücke
- Menschen: Eltern, Kinder, Freunde
- Nicht Materielles: Verhaltensweisen, Verantwortung, Schuldgefühle, Verletzungen, Glaubenssätze
2. Voraussetzung für Loslassen ist Achtsamkeit
Um zu identifizieren, was ich an Ballast mit mir herumtrage brauche ich Achtsamkeit und Präsenz. Dann kann ich meinen Autopiloten ausstellen und aus dem Hamsterrad aussteigen.
a. Das Hamsterrad
Wir sausen oft durch unseren Alltag, getrieben von Adrenalin und Kortisol. Unser Körper gibt uns so die benötigte Energie und setzt uns damit unter Spannung. Wir sind ständig im Überlebensmodus. Das ist dann sinnvoll, wenn wir Höchstleistungen abrufen wollen. Es sollte aber keine Dauereinrichtung sein.
Unser Körper kann nicht unterscheiden, ob die von uns wahrgenommene Notwendigkeit zu Höchstleistungen real ist oder nicht. Er schüttet brav Hormone und Botenstoffe aus, um uns zu unterstützen.
Langfristig hat das Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Psyche. Wobei ich mich wundere wie widerstandsfähig wir Menschen sind und wie lange wir das Hamsterrad aushalten bevor wir zusammenbrechen.
Nicht umsonst grassieren Krankheiten wie Burnout und Depressionen. Wir setzen uns oft so unter Druck bis wir uns buchstäblich stilllegen. Der Körper hat im Überlebensmodus keine Zeit oder Energie um sich zu regenerieren oder zu heilen.

b. Der Autopilot
In der Regel sind wir ca. 95% in unserem Alltag im Autopilotenmodus. Mit der Zeit sind die Schaltkreise in unserem Gehirn fest verdrahtet.
Der Autopilot ist eine sehr sinnvolle Einrichtung, denn er erleichtert uns das Leben: Beim Gehen müssen wir nicht darüber nachdenken wie man einen Fuß vor den anderen setzt. Wir sind durch ihn in der Lage Auto zu fahren, auf den Verkehr zu achten und uns gleichzeitig zu unterhalten.
In einigen Bereichen dient der Autopilot uns jedoch nicht: Dann, wenn wir etwas in unserem Leben verändern wollen. Dann müssen wir den Autopiloten ausschalten.
3. Inventur
Inventur mache ich im Ruhemodus. Dann bin ich bewusst im Hier und jetzt. Nur hier kann ich identifizieren was ich loslassen oder freigeben kann.
Wenn ich Konflikte erschaffe oder öfter krank bin, ist es höchste Zeit für eine Inventur: Was ist zu viel, was meine ich tun zu müssen?
a. Indizien dafür, dass Zeit zum loszulassen ist:
- Zeitmangel
- Unzufriedenheit
- Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten
- Einengende Begrenzungen
- Sich nach etwas Neuem sehnen
- Eigene Grenzen sind zu oft überschritten worden und wir werden krank
- Die Folgen von zu viel Festhalten: Häufung von negativen Gefühlen, Gedankenkreisen, Ängste, Depressionen, Wut und Hass.
Warum halte ich an Vielem so lange fest? Oft ist meiner Umgebung lange vor mir klar, dass es gut für mich wäre etwas loszulassen. Was hindert mich also daran?
b. Gründe dafür nicht loszulassen:
- Sicherheit und Gewohnheit
- Überholte Regeln: Treue, das macht man so
- Eigentlich Positives: Liebe, Sympathie
Das Weihnachtsbeispiel
Eine Klientin erzählte mir im Sommer, dass sie jetzt schon Horror vor dem nächsten Weihnachtsfest hat. Sie ist total fertig danach.
Sie fährt mit ihrer Familie an den Weihnachtstagen hunderte von Kilometern, um erst bei ihren Eltern und dann bei ihren Schwiegereltern und dann noch zu Hause Weihnachten zu feiern. Als sie noch keine Kinder hatte, war das OK. Mit zwei kleinen Kindern graust es ihr schon vor der Packerei und den anstrengenden Fahrten.
Ich fragte sie, warum sie die Weihnachtsroutine nicht ändert, z.B. zu Hause bleibt und die Eltern und die Schwiegereltern an einem Tag einlädt. Das geht nicht sagte sie, es war schon immer so. Sie will es allen recht machen und bleibt dabei selbst auf der Strecke.

4. Wie kann ein Loslass-Prozess ablaufen?
Ich habe einen idealtypischen Loslass-Prozess als Beispiel aufgeschrieben. Loslassen ist natürlich so individuell wie jeder Mensch einzigartig ist.
Zuerst brauche ich das Bewusstsein, dass ich etwas in meinem Leben ändern möchte. Dann kann ich mir überlegen, wie ich das tue. Wenn ich weiß, was ich loslassen will ist es oft einfach. Wenn ich allein nicht weiterkomme, hole ich mir Ideen bei Freunden oder in der Familie.
Ein Loslass-Prozess
- Bewusst werden: Brauche ich das noch?
- Ehrlichkeit zu sich selbst und anderen: Tut es mir gut, wenn nicht warum? Seit wann?
- Ausreden erkennen: Reite ich ein totes Pferd?
- Halte ich fest, weil ich denke, etwas besseres kommt nicht? Wie ist mein Selbstwertgefühl?
- Gedankenspiele: Wie würde es mir ohne… gehen? Gefühle und Ängste beobachten und gehen lassen.
- Sich selbst verzeihen: Ich habe damals die beste Entscheidung getroffen, die ich konnte.
- Danke sagen, für das, was mir einmal gedient hat.
- Ein passendes Ritual zum Loslassen finden: z.B. Loslassendes auf einen Zettel schreiben und verbrennen.
- Hilfe holen: Wir müssen nicht mit allem alleine fertig werden.
- Sich Zeit geben für die Trauer, die Heilung und das Etablieren von neuen Gewohnheiten.
a. Loslassen kann unangenehm sein
Beim Gedanken etwas Altbekanntes loszulassen darfst Du so etwas wie Trennungsschmerz spüren. Du verabschiedest Dich ja von etwas, das Dir einmal gedient hat und das Du gut kennst. Das darf weh tun.
b. Die Gedanken beobachten
Ich versuche meinen Denkapparat nicht allzu ernst zu nehmen, wenn ich etwas loslasse. Das Gehirn klammert sich nämlich an den sicheren Status Quo. Mein innerer Monolog ist also nicht begeistert, wenn ich mich auf Neuland wage. Er signalisiert mir Vorsicht z.B.: Tu das nicht, lass es sein, es ist doch gut so wie es ist.
c. Wie ich Gefühle loslasse
Wir halten Gefühle oft fest, indem wir gegen sie ankämpfen, sie unterdrücken oder sie mit aller Macht zu verändern versuchen. Sich vor Gefühlen zu schützen ist anstrengend.
Gefühle sind Signale, die wir uns selber geben. Wir haben sie aber wir sind sie nicht.
Gefühle fließen, sie dauern 1,5 bis 2 Minuten, dann sind sie weg, wenn wir sie gehen lassen können. Das ist schwer zu glauben, weil wir uns so angewöhnt haben sie zurückzuholen und sie damit immer wieder zu aktivieren.
d. Wie ich Konflikte loslasse
Ich bin empfänglich für Verletzungen und Konflikte, weil ich Glaubenssätze mit mir herumtrage wie: Ich kann das nicht, ich bin nicht gut genug. Diese Glaubenssätze bilden dann eine Brücke, die Verletzungen ermöglicht.
Ich kann andere Menschen nicht ändern, aber bei mir selber kann ich viel tun.
Ich schaue mir meine limitierenden Glaubenssätze an und arbeite daran, diese loszulassen. Gleichzeitig baue ich mein Selbstwertgefühl auf.
Ich merke, dass ich einen Konflikt losgelassen habe, wenn Rumpelstilzchen vor mir herumhopst und mir Dinge an den Kopf wirft, was mich nicht mehr berührt, weil keine Brücke mehr zu mir existiert.
Ich behaupte nicht, dass dieser Prozess einfach ist. Er lohnt sich aber!
e. Tipp: So tun als ob
Bei schwierigen Loslass-Aufgaben tue ich einfach so als ob bis ich es bereits geschafft habe. Ich stelle mir vor, ich hätte schon losgelassen. und wie befreit ich mich dann fühle, am besten in allen Einzelheiten. Das ist ein psychologischer Trick, der wirklich hilft.
Das funktioniert so wie das eine Minute lächeln, obwohl einem gar nicht danach ist. Das hellt die Stimmung auf. Warum?
Der Körper weiß nicht was real ist: Der lächelnde Mund zeigt dem Gehirn, dass ich glücklich bin und das sorgt dann brav dafür, dass der Körper Glückshormone ausschüttet.
5. Wie Loslassen mein Leben erleichtert
Ich habe den Sprich verinnerlicht: „Nur die Harten kommen in den Garten“ Das bedeutet: Wer etwas erreichen will, muss dafür hart arbeiten und sich durchsetzen.
Das hört sich heute schrecklich menschenverachtend für mich an. Damals fand ich das normal. Ich dachte, ich müsste immer schneller, besser und stärker sein. Ich trieb mich an und verlangte von mir und anderen Höchstleistungen, auch in der Erwartung, dass ich dafür von außen Wertschätzung bekommen würde.
Viele von diesen Glaubenssätzen habe ich in den letzten Jahren losgelassen. In der Theorie bin ich aber immer noch deutlich besser als in der Praxis.

Inventur machen und Loslassen gelingt mir am besten im Urlaub. Was ich im letzten Urlaub zum Thema Loslassen gelernt habe ist hier zu lesen.
Ich habe eine Art Frühwarnsystem
Ich bin heute mehr präsent und achte darauf was mich anstrengt und hinterfrage öfter, ob etwas wirklich sein muss. Signale sind für mich dabei meine Gefühle. Wenn ich merke, dass ich schon beim Gedanken an etwas Abwehr oder Unwohlsein fühle, dann gehe ich dem nach. Wenn ich gerade keine Ruhe habe, merke ich mir das für später.
Sei nett zu Dir
Wichtig beim Loslassen ist, sich nicht zu überfordern. Wenn es mir schwerfällt etwas loszulassen, gehe ich vom Gas. Loslassen ist ein Prozess, der manchmal Zeit braucht und die sollten wir uns gönnen. Das ist eine gute Investition in unsere Zukunft.
6. Loslassen ist kein Verlust sondern eine Transformation
Durch bewusstes Loslassen kann ich Ballast loswerden und meine eingefahrenen Gewohnheiten ändern. Das Energiesparprogramm Loslassen erleichtert es mir, mich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren.
Ich eröffne mir neue Freiräume und gehe weiter auf dem von mir gewählten Weg in eine selbst bestimmte Zukunft.
Wenn Du Unterstützung beim Loslassen brauchst, nimm mein halbstündiges Schnuppergespräch in Anspruch.
Lesetipps
- Laura Malina Seiler Mögest Du glücklich sein
- Jetzt, die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle, Kurzbeschreibung
- Leben im Jetzt Interview mit Eckhart Tolle
- Am Arsch vorbei geht auch ein Weg von Alexandra Reinwarth (zum Reinhören)
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Bilder: privat und pixabay
© Inge Schumacher
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