Oft regiert der Autopilot unser Leben. Das erleichtert uns Vieles.

Aber dann, wenn wir etwas verändern wollen, müssen wir selbst am Steuer unseres Lebensautos sitzen und lenken. Das funktioniert nur bewusst im Hier und Jetzt.

Wie Du Dein Lebensauto bewusst steuerst.

Achtsamkeit ist in aller Munde. Der bewusstere Umgang mit sich und mit der Umwelt ist sehr aktuell. Überall arbeiten Menschen daran, sich besser kennenzulernen. Viele haben verstanden, dass Veränderung im Kleinen und bei jedem Einzelnen anfängt.

Mit dieser Blogbeitrag mache ich den Weg zu einem bewussteren Leben anhand von Beispielen greifbar. Ich erkläre, wie unser Autopilot arbeitet und habe eine Übung zum bewusster werden mit Grundwerten entwickelt. Wenn wir uns gut kennen, können wir die Realität erschaffen, in der wir uns wohl fühlen.

A. Der Autopilot

Als Beispiel  nutze ich das Auto fahren lernen meiner Tochter. Bis vor kurzem ist sie im Auto nur mitgefahren. Sie hatte keine Ahnung was das Fahren eines Autos ausmacht. Sie hat nicht darüber nachgedacht und es gab auch keinen Anlass dazu. Jetzt staunt sie auf wie viele Sachen sie sich beim Fahren konzentrieren muss. Sie fragt mich wie ich das denn alles auf einmal hinkriege.

Wir haben alle gelernt mitzufahren. Wir denken über vieles nicht mehr nach und reagieren nur. Diesen Automatismus nenne ich den Autopiloten.

Dein Autopilot ist ein Archiv

Du kannst Dir das so vorstellen: Der Autopilot besteht aus einer Menge kleiner Archivare, die jede Erfahrung sorgsam in großen Aktenschränken verstauen. Sobald wir in einer bestimmten Situation sind hat einer dieser Archivare blitzschnell die entsprechende Akte gezogen und wir reagieren so wie wir es gelernt haben. Im Laufe der Zeit haben wir so einen Erfahrungsschatz aufgebaut, der uns prägt. Wir folgen Mustern aus der Vergangenheit ohne dass wir auf der bewussten Ebene etwas davon mitbekommen.

Wir geraten manchmal in Situationen, die wir vermeiden wollen. Im Nachhinein fragen wir uns wie wir dorthin gekommen sind. Daran ist oft unser Autopilot schuld.

Der Autopilot erleichtert uns das Leben

Der Autopilot ist eine sehr sinnvolle Einrichtung. Er macht uns das Leben in vieler Hinsicht leichter: Wir sind durch ihn in der Lage Auto zu fahren, auf den Verkehr zu achten und uns gleichzeitig zu unterhalten. Beim Gehen müssen wir nicht darüber nachdenken wie man einen Fuß vor den anderen setzt.

In einigen Bereichen dient der Autopilot uns jedoch nicht: Dann, wenn wir bewusst unsere eigene Wirklichkeit erschaffen wollen. Dann sollten wir in der Lage sein, den Autopiloten auszuschalten und vom Fahrersitz aus unser Leben aktiv zu steuern.

Hier ein Beispiel:

Es gibt Menschen, die immer wieder die eigene Vergangenheit als Ursache für ihr Opferdasein anführen. Jemand anderes ist schuld daran, dass alles schief geht in ihrem Leben. Damit geben sie die Verantwortung für ihr Leben ab und nehmen sich so die Möglichkeit es aktiv zu steuern. Das Leben passiert ihnen vom Beifahrersitz aus und entsprechend machtlos und schlecht fühlen sie sich.

B. Lerne selbst zu steuern

Meine Tochter hatte erst Theorieunterricht und lernt jetzt mit einem Auto umzugehen, zu schalten und zu steuern. Es fällt ihr noch sehr schwer zusätzlich auf den Verkehr zu achten. In den ersten beiden Fahrstunden hat der Fahrlehrer das Kuppeln und Schalten übernommen und meine Tochter nur lenken, Gas geben und bremsen lassen. Zu viel Neues wäre eine Überforderung gewesen. Meine Tochter lernt also gerade, bewusst zu fahren. Sie fühlt sich dabei noch sehr unsicher.

Die Sicherheit der gewohnten Wege zu verlassen und bewusster zu werden kann Angst verursachen. Wir verlassen dann unsere Komfortzone und begeben uns in Unsicherheit. Die Motivation aus dieser Komfortzone heraus zu kommen ist, dass wir uns selbst verwirklichen und unsere Träume leben wollen.

Da in unseren Schulen oft nur trockenes Wissen auf dem Lehrplan steht, werden wir dort nicht auf das selbstständige Fahren vorbereitet. Es gibt also keine geregelte Ausbildung für das Fahren des Lebensautos. Wir sind für diese Ausbildung selbst verantwortlich.

Das heißt nicht, dass wir beim Lernen alleine sind. Ich hole mir Unterstützung bei Freunden, Familie oder in meinem Netzwerk. Ich ziehe einfach dadurch hilfreiche Information an, dass ich offen dafür bin: Informationen aus dem Internet, aus Büchern oder aus Workshops. Es ist immer wieder spannend, wen und was ich dabei entdecke.

Ich versuche meine Selbstfahrausbildung spielerisch anzugehen und mit einer Portion Abenteuerlust zu würzen. Dadurch nehme ich den Druck heraus. Ich baue damit auch den Glaubenssatz von mir ab, der sagt dass Lernen eine ernste Angelegenheit ist.

1. Ein gutes Übungsfeld sind unsere Grundwerte

Ein wichtiger Bereich, in dem wir uns kennen sollten sind unsere Grundwerte. Ich nenne diese Grundwerte auch innere Wahrheiten. Wenn wir uns bewusst sind, welche Werte wir verinnerlicht haben, können wir sie als eine Art inneren Kompass nutzen. Entscheidungen fallen uns dann viel einfacher.

Eine meiner Grundwerte ist Ehrlichkeit

Seit ich weiß, dass Ehrlichkeit für mich eine wichtige innere Wahrheit ist, fällt mir Vieles leichter. Ich habe immer Probleme erschaffen und mich unwohl gefühlt wenn ich nicht authentisch war.

Am einfachsten fahre ich durchs Leben, wenn ich meinen Werten folge. Ich bleibe mir dann treu und fühle mich wohler. Ich bin in meinem Flow.

2. Jeder hat andere Grundwerte

Es ist mir sehr schwer gefallen einzusehen, dass viele Menschen den Grundwert Ehrlichkeit nicht haben und dass das OK ist. Ich habe weniger Probleme, das bei Menschen zu akzeptieren, die mir nicht nahe stehen. Ganz anders sieht das aus, wenn meine Kinder mich anschwindeln. Ihr kennt das alle: „Ich war das nicht!“ „Ja ich habe meine Hausaufgaben gemacht.“ Darüber kann ich mich aufregen.

So ist das mit unseren Grundwerten: Jeder hat andere und wir denken oft, dass unsere persönlichen Werte die einzig richtigen sind und daher allgemeingültig sein müssen. Dem ist nicht so. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass jeder auf seinem Kompass andere Werte stehen hat. Und diese Werte sind genauso relevant wie unsere eigenen.

3. Übung zu den Grundwerten

Nimm Dir ein Blatt Papier und unterteile es in 2 Spalten. Schreibe in die erste Spalte Deine Grundwerte und in der zweiten Spalte notierst Du Dir ob und wie Du sie heute lebst. Du solltest sie so konkret wie möglich aufschreiben.

Wie findest Du Deine Grundwerte? Fragen die dir dabei helfen können sind:

  • Was ist wichtig in meinem Leben?
  • Womit verbringe ich heute viel Zeit und fühle mich gut dabei?
  • Was willst Du genau in Deinem Leben haben?
  • Wovon brauchst Du mehr?
  • Was möchtest Du noch lernen und wissen?

Du kannst auch durch konkrete Situationen Hinweise auf Deine Grundwerte finden:

  • Wann hast Du das letzte Mal ein Gefühl von Erfüllung oder tiefer Zufriedenheit gespürt? Stell Dir die Situation genau vor. Dort warst Du mit Deinen Werten wahrscheinlich im Einklang. Welche Werte waren das?
  • Wann warst Du das letzte Mal unzufrieden und unglücklich? Gegen welche Werte könntest Du da gearbeitet haben? Oder lebst Du nach Werten, die für dich heute nicht mehr stimmen?

Auf Deine Werte schließen kannst Du auch durch das was Dir Spaß macht und Deine Augen leuchten lässt.

Beispiele für Grundwerte:

Sicherheit, Zufriedenheit, Abenteuer, Selbstständigkeit, Glück, Liebe, Familie, Unterstützung, Gemeinschaft, Gesundheit, Kreativität, Freiheit, Gerechtigkeit.

Wichtig ist mir festzuhalten, dass Deine Werte Dich nicht begrenzen. Sie gehören zu Dir und durch sie kannst Du Dich besser kennenlernen. Du kannst diese Werte auf so unterschiedliche Art und Weise leben, wie Du Dir das jetzt vielleicht noch nicht vorstellen kannst.

C. Den Autopiloten stoppen

Wenn Du Dir Deiner Werte bewusst bist, merkst Du vielleicht bald, an welchem Punkt ein Archivar dabei ist eine Akte zu zücken und sagst: Stopp! An dieser Situation fühlt sich etwas komisch an. Hör auf diese Information! Dieser Stopp ist entscheidend. Durch Dein Stopp wird der Autopilot sofort abgestellt. Dann bist Du raus aus dem Automatismus und kannst anders reagieren und analysieren, was sich komisch angefühlt hat.

Was kannst Du tun wenn Du merkst, dass du im Autopilotenmodus gefahren bist? Setze gezielt kleine Aktionen. So veränderst Du Deine Realität und fängst an eine neue Akte in Deinem Archiv anzulegen.

Beispiel für kleine Aktionen nach einem Stopp

Im Gespräch atme ich bewusst ein oder fasse mir ans Ohrläppchen. In dieser kurzen Zeitspanne kann ich mich neu orientieren und anders reagieren.

Wir erschaffen das, wo unsere Aufmerksamkeit ist oder wohin unser Autopilot uns steuert. Wenn wir gelernt haben, dass wir ein Opfer sind und uns das Leben passiert dann ist das so und wird auch so lange so bleiben, bis wir uns dieses Automatismus bewusst werden und uns entscheiden, anders zu handeln.

Was kannst Du z.B. tun, wenn Du Dich als Opfer fühlst? Suche Dir eine Situation, in der Du achtsam behandelt wirst. Gehe in ein Café. Da bist Du als Kunde automatisch wichtig. Jemand bedient dich. Oder suche den Kontakt zu Freunden, die Dich wertschätzend behandeln.

D. Müssen wir uns immer allem bewusst sein?

Bewusster zu leben bedeutet nicht, sich in jedem Moment allem bewusst zu sein. Ich finde das wenig effizient und viel zu anstrengend. Ich muss nicht immer wissen welche Werte, Glaubenssätze oder Gefühle gerade eine Rolle spielen. Genauso wie meine Tochter irgendwann nur einen Teil ihrer Aufmerksamkeit zum sicheren Auto fahren braucht, brauche ich langfristig nur einen Teil meines Bewusstseins, um meine Realität so zu erschaffen, wie ich möchte.

Entscheidend ist, rechtzeitig zu bemerken, wenn ich von dem für mich optimalen Weg abkomme, d.h. wann der Autopilot mich in eine falsche Richtung lenkt. Ich realisiere dann, dass gerade etwas nicht in Ordnung ist. Dann kann ich nach einem Stopp wieder zurück auf den Weg fahren, den ich mir bewusst aussuche.

Ich habe mir angewöhnt mehrmals am Tag innezuhalten und mich zu fragen, ob ich gerade auf dem richtigen Weg bin. Dadurch kann ich nötige Kurskorrekturen vornehmen und mich dann idealerweise wieder in meinem Flow begeben.

E. Du erschaffst Deine eigene Realität

Auch Dir wird es immer leichter fallen Dein Lebensauto bewusst zu steuern und immer öfter das Lenkrad in die Hand zu nehmen und den Autopiloten auszustellen. Stück für Stück erkennst Du die Programme und Automatismen, die Du mit Dir herumträgst. Verurteile Dich nicht dafür, dass Du sie hast. Sie haben Dir einmal gedient.

Mit dem Ausschalten des Autopiloten erschließt Du das Hier und Jetzt und aktivierst Deine Superkraft:

Denn nur im Jetzt kannst Du bewusst Deine Realität erschaffen. Nur hier triffst Du die Entscheidungen, die dich dahin bringen wo Du wirklich hin möchtest.

Wenn Du ab jetzt öfter vom Fahrersitz aus Dein Lebensauto steuerst und bestimmst wo es lang geht bedeutet das, dass Du die alleinige Verantwortung für Deine Entscheidungen übernimmst. Du und kein anderer fährt Dein Auto. So macht das Fahren Spaß! Vergiss nicht ein wenig Humor und Abenteuerlust auf Deinen Weg mitzunehmen.

Viel Freude beim Erschaffen!

Ich gebe Dir gerne ein paar Fahrstunden, falls Du Input für Dein Fahrtraining brauchen kannst. Der Fahrer bist dabei immer Du!

Auf die Ohren

Dem Autopiloten auf der Spur
Der Sozialpsychologe Shalom H. Schwartz hat Grundlagenforschung zum Thema Werte betrieben: https://de.wikipedia.org/wiki/Shalom_H._Schwartz . Er hat Grundwerte in 82 Länder untersucht und ein bekanntes Wertediagramm erstellt:  Internationale Werte.

Bilder: Pixabay, Dan Hersh

© Inge Schumacher