Denkst du jetzt: Nicht schon wieder Achtsamkeit? Dieses arme Wort fühlt sich ausgelutscht und breitgetreten an. Wenn das Thema Achtsamkeit hochkommt, habe ich mittlerweile auch die Tendenz wegzuhören.
Das liegt daran, dass das arme Wort Achtsamkeit überfrachtet ist mit Erwartungen.
Achtsamkeit soll alles richten:
- Stress reduzieren
- Entschleunigen
- Glücklich machen
Deswegen habe ich noch keinen Artikel über Achtsamkeit geschrieben. Das ändere ich jetzt. Denn das, was Achtsamkeit wirklich bedeutet, hat in meinen Leben einen wichtigen Stellenwert.

Eine Definition von Achtsamkeit
„Achtsamkeit ist eine Qualität des menschlichen Bewusstseins, eine besondere Form von Aufmerksamkeit. Es handelt sich dabei um einen klaren Bewusstseinszustand, der es erlaubt, jede innere und äußere Erfahrung im gegenwärtigen Moment vorurteilsfrei zu registrieren und zuzulassen.“
deutsches Fachzentrum für Achtsamkeit
Achtsamkeit bedeutet Aufwachen
Achtsamkeit ist für mich eng verbunden mit zwei anderen Worten, die interessanterweise auch mit A anfangen: Autopilot und Atmen.
Wenn ich nicht aufpasse, bin im Alltag ständig im Autopilot. Ich bin damit beschäftigt meine Todos abzuarbeiten, wie viele Andere auch:
- Arbeiten
- Für die Familie sorgen
- Einkaufen
- Wäsche waschen
- Müll raustragen
- Wohnung putzen
Irgendwann fiel mir auf, dass ich jeden Morgen mit einer Todo Liste im Kopf aufwache. So startete der Tag in der Zukunft beim nächsten abzuhakenden Punkt. Für Dinge, die ich nicht geschafft habe, haute ich mich in die Pfanne. Die Folge: Ich war unzufrieden.
Ich bekam heraus, dass ich ständig im Autopilotenmodus unterwegs war. Der Autopilot ist an sich nichts Schlechtes. Er hat eine wichtige Funktion:
Der Autopilot ist darauf ausgelegt, uns mit möglichst wenig Energieaufwand durch den Tag zu bringen.
Inge Schumacher
Er erleichtert mir das Leben. Ich muss nicht darüber nachdenken, wie ich Auto fahre. Ich tue das automatisch.
Der Nachteil ist: Im Autopiloten lebe ich wie im Halbschlaf. Viele Sinneseindrücke grenze ich aus, weil sie als nicht wichtig herausgefiltert werden.
Deswegen bin ich im Autopiloten-Modus unflexibel und reagiere eingefahren. Ich halte fest an Dingen, die ich immer so und nicht anders mache. Damit tritt meine Entwicklung auf der Stelle. Deswegen wurde ich im Autopiloten-Modus so unzufrieden!
Der Autopilot behindert mich bei
- der Beantwortung der wirklich wichtigen Fragen des Lebens und
- der Erreichung meiner Ziele
Die großen Fragen des Lebens beantworten – dazu gibt es nämlich keine Einstellung im Autopiloten. Da ist er überfordert. Das funktioniert nämlich nur bewusst im Hier und Jetzt.
Ich habe geübt, den Autopiloten immer öfter auszustellen. So habe ich mich immer besser kennengelernt. Meine Berufung als Expertin für Energiearbeit konnte ich nur so finden. Stück für Stück lerne ich mich noch heute – so viele Jahre später – immer besser kennen.
Achtsamkeit bedeutet Bewusstsein
Nur, wenn ich das Lenkrad meines Lebensautos selbst in der Hand halte und bewusst entscheide ,wohin ich fahre, bin ich aufmerksam. Dazu muss ich wissen, dass es den Autopiloten gibt und wie er arbeitet. Erst dann kann ich ihn abschalten. Dann erst kann ich achtsam werden.
Beispiel: Achtsamkeit als Aha-Erlebnis
Eine Klientin, die ich schon länger begleite, erzählte, dass sie jetzt viel mehr bemerkt. Sie ist aufmerksamer, was ihre eigenen Befindlichkeiten angeht. Sie stellt aber auch fest, dass sie mehr mitbekommt, was in ihrer Umgebung vorgeht.
Ich habe ihr gespiegelt, dass sie ist mehr im Hier und Jetzt ist und weniger auf Autopiloten unterwegs ist. Sie lebt dadurch bewusster. Sie übt sich also in Achtsamkeit und dann passiert das, was viele Gurus als Aufwachen bezeichnen. Sie ist wacher und bekommen dadurch viel mehr mit.
Ich hörte förmlich, wie es bei ihr Klick machte. Sie verstand plötzlich, dass sie gerade die Früchte ihrer Arbeit ernten durfte. Sie weiß jetzt sicher, dass sie auf dem richtigen Weg ist. Dem Weg der Achtsamkeit.
Achtsamkeit geht nur ohne Urteil?
Achtsamkeit bedeutet vor-urteilsfrei wahrzunehmen, das steht in vielen Definitionen. Das finde ich sehr unrealistisch. Warum?
Wir beurteilen natürlicherweise. Die Beurteilung ist bei uns allen eng mit unseren Sinneseindrücken gekoppelt. Um potenzielle Gefahren rechtzeitig zu erkennen, müssen wir eine Situation blitzschnell einordnen können. Das geschieht automatisch – zu unserem Schutz.
Um die Beurteilung von der Wahrnehmung zu entkoppeln, muss ich meine automatische Reaktion erkennen und diese bewusst verändern. Ich muss lernen, innerlich einen Schritt zurückzutreten und dadurch Distanz und damit einen neutraleren Blick auf eine Situation zu bekommen. Das braucht Übung.
Deswegen sei nicht enttäuscht, wenn du dich mal wieder dabei erwischst zu urteilen. Das ist so eingerichtet, um dich zu schützen. Bleib dran und übe weiter. Du wirst trotzdem immer achtsamer werden.
Wenn ich bewusst im Hier und Jetzt bin, fällt es mir leichter den berühmten Atemzug zu tun und so der automatischen Beurteilung einer Situation nicht zu folgen, sondern offen zu bleiben für die vielen anderen Informationen, die da noch sind. Das ist sehr spannend und dadurch lerne ich sehr viel.

Wahrnehmung ist immer subjektiv
Ganz vorurteilsfrei werde ich nie sein. Alle Sinneseindrücke müssen meine Wahrnehmungsfilter passieren. Damit sind sie zwangsläufig subjektiv. Das ist okay so. Es ist aber hilfreich, zu wissen, dass andere eine Situation wahrscheinlich anders wahrnehmen. Ich bestehe also nicht darauf, dass meine Sichtweise die einzig richtige ist. Im Gegenteil.
Bei der Arbeit mit meinen Klienten ist das besonders wichtig. Ich erinnere sie immer wieder daran, dass die Informationen, die ich aus ihrer Energie lese, subjektiv sind. Sie sollen von meinen Inspirationen nur mitnehmen, womit sie etwas anfangen können und das sie weiter bringt. Dazu braucht es Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist in aller Munde
Wir sehnen uns nach einem sinnvollen Leben und danach effiziente, wirksame Entscheidungen zu treffen, die uns voranbringen. Das geht nicht im Autopiloten.
Sei es Corona und der Krieg in der Ukraine. Laufend müssen wir uns auf drastische Veränderungen einstellen. Dazu müssen wir im Hier und Jetzt effizient handeln können.
Nur mit mehr Bewusstsein und Achtsamkeit werden wir die Herausforderungen, die auf uns zukommen, bewältigen. Erst dann sind wir in der Lage, die hilfreichen Informationen, die uns den Weg zeigen, wahrzunehmen und zu nutzen.
Achtsamkeit, Autopilot und Atmen bilden einen wichtigen Dreiklang
Ich werde achtsam, indem ich meinen Autopiloten mit einem bewussten Atemzug ausschalte.
Du willst wissen, wie achtsam du schon bist oder dir ein paar Inspirationen abholen? Ich schenke dir ein halbstündiges kostenloses Gespräch.
Bücher:
- Das achtsame Gehirn, Daniel J. Siegel
- Vom Glück der kleinen Dinge, Anselm Grün
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Bilder: Privat
Liebe Inge,
ich musste sehr schmunzeln, über Deinen Satz „Achtsamkeit geht nur ohne Urteil?“, denn genau durch diese Ausführungen taucht man tiefer in die Achtsamkeitspraxis ein. Danke!
Alles Liebe
Annette
Liebe Annette,
es hat mir Spaß gemacht, meine automatische Reaktion: Oh nein Achtsamkeit! mit einer bewussten: Jetzt schreibe ich einen Artikel zu begegnen.
Herzliche Grüße zurück.
Inge