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Im Flow 2.0

2017 schrieb ich meinen ersten Gastbeitrag (bei Minimal ist Muss von Nic Pinguet) zu im Flow sein.

Das im Flow sein hat mich die ganze Zeit über begleitet.

Was bedeutet im Flow sein?

Im Flow werden wir eins mit unserer Tätigkeit und sind jenseits von Raum und Zeit. Es ist ein Zustand voller Energie und Produktivität. Im Flow sind wir hoch motiviert und konzentriert. Das macht Spaß und ist sehr effizient.

Danach sind wir glücklich und zufrieden: Wir erkennen, wie viel wir geleistet haben und wie mühelos das war.

Woher kommt der Flow Begriff?

Der Glückforscher Mihaly Csiksentmihalyi (hier sein TED Talk) schrieb in den 70er Jahren seine Dissertation über dieses Thema. Er interviewte Künstler und stellte fest, dass sie bei ihrer Arbeit in eine Art Trance gerieten. Sie vergaßen alles um sich herum und gingen ganz in ihrer Aufgabe auf. Sie waren erfüllt und glücklich.

Später interviewte er Unternehmer, die festgestellt hatten dass ihre Mitarbeiter viel effizienter waren, wenn sie an ihrem Arbeitsplatz ihren Spaß und ihre Freude am Umgang mit Technik ausleben konnten.

Voraussetzungen um in den Flow zu kommen

Wir können den Flow nicht erzwingen, aber wir können die Voraussetzungen dafür schaffen. Mir fällt es z.B. relativ leicht mich zu konzentrieren.

Neben Konzentration gibt es noch andere wichtige Voraussetzungen:

  1. Wir brauchen ein klares Ziel: Z.B einen Blogartikel schreiben
  2. Es muss eine machbare Herausforderung sein
  3. Wir brauchen Vorkenntnisse und Erfahrungen dafür: Wir kommen nicht in den Flow beim Inlinern, wenn wir noch nie auf Rollen gestanden haben.
  4. Die innere Motivation: Der innere Schweinehund muss überwunden sein. Wenn wir keine Lust haben hat es keinen Sinn.
  5. Präsent sein und bleiben: Die Arbeitsumgebung sollte möglichst frei von Störungsquellen sein.
  6. Loslassen. Kontrolle passt nicht zu diesem fließenden Zustand. Wir tauchen tief ein in unser Tun. Bin ich beim Bloggen im Flow dann bin ich kreativ. Die Ideen und Gedanken sprudeln und danach bin ich oft überrascht vom Ergebnis.

Das ist keine vollständige Liste. Manche Menschen brauchen auch Druck, z.B. den Druck eines Abgabetermins, um in einen Flow zu kommen.

Beispiele für im Flow sein

Im Flow in Bewegung

Als ich letztens an der Ostsee war, habe ich meine Inliner mitgenommen. Es war Vorsaison und noch kalt, da hatte ich die Strandpromenade ganz für mich. Es war ein tolles Gefühl dahinzugleiten. Meine Bewegungen waren weich und effizient.

Im Flow im Team

Auch in Gruppen habe ich im Flow sein erlebt. Wenn ich mit meinen Kindern gemeinsam koche oder backe fließen wir oft gemeinsam mit unseren Aufgaben.

Mit meinen Klienten bin ich regelmäßig im Flow. Wir gehen dann gemeinsam auf eine spannende Entdeckungsreise. Ich bin sehr präsent und alle meine Sinne sind online. Gemeinsam erforschen wir die Wirklichkeit meiner Klienten und sehen nach wo und warum es hakt.

Was genau ist Flow 2.0?

Unter Flow 2.0 verstehe ich einen ganzen Tag und nicht nur eine Aufgabe lang im Flow zu sein. Ich habe das Ziel, möglichst leicht durch mein Leben zu fließen.

Ich machte einen Selbstversuch: Ich wollte einen ganzen Tag bewusst im Flow verbringen. Ist das überhaupt möglich?

Ein Tag im Flow: Der Selbstversuch

An einem schönen Samstag war ich richtig gut drauf. Die Familie schlief noch. Ich hatte keine festen Termine, aber jede Menge Dinge, die ich erledigen wollte.

Ich beschloss diesen Tag zu meinem Flow-Testtag zu machen. Wer mich und meinen Blog kennt, weiß, dass mir solche Experimente viel Spaß machen. Ich hole dann meinen „Indiana Jones“ der Persönlichkeitsentwicklung heraus und bin gespannt welche Schätze ich finde.

Ich dockte den ganzen Tag lang immer wieder bei mir an und folgte meinen Impulsen

Zuerst beendete ich einen Blogartikel für meinen englischen Blog. Dann wollte mein Sohn American Pancakes zum Frühstück. Wir einigten uns auf Waffeln, die wir gemeinsam zubereiteten, was die restliche Familie klasse fand.

Danach recherchierte und schrieb ich noch eine Stunde an einem deutschen Blogartikel und las anschließend ein Fachbuch auf der Terrasse fertig. Mein Mann war für das Mittagessen zuständig, wie schön!

Was jetzt? Eine Freundin zog zwei Tage später um und ich hatte ihr versprochen, einige Möbel für meine Flüchtlingsmentee Evelyn abzuholen. Wir verabredeten uns per WhatsApp und packten die Möbel in mein Flugzeugmutterschiff. So nenne ich unseren Kombi, der einen schier unerschöpflichen Kofferraum hat.

Ich versuchte Evelyn zu erreichen, um zu klären wann ich ihr die Möbel vorbeibringe. Ich erwischte sie nicht und ich war mir auch nicht sicher, ob das in meinen Flowtag passte also ließ ich das los.

Gemeinsam mit meiner Tochter verbrachte ich zwei ruhige Stunden auf der sonnigen Terrasse. Dann meldete Evelyn, dass ich die Möbel vorbeibringen konnte. Ich entschloss mich zu fahren. Mein Sohn wollte mit. Prima, der Beifahrersitz war noch frei.

Wir fuhren los. Meine gewohnte Strecke war gesperrt. Erst war ich genervt, dann erinnerte ich mich an meinen Flowtag und fand eine Alternativroute unter Bäumen. Hamburgs Alleen sind besonders im Frühling wunderschön.

Meine Umzugs-Freundin hatte ich mit ihrer Familie am nächsten Tag zum Mittagessen eingeladen. Spontan wollte ihre Schwester mit Tochter dazu kommen. Als hätte ich das geahnt hatte ich am Tag vorher 500g Hackfleisch zu viel für das Chilli con Carne gekauft. So würde es auch für 10 Leute reichen.

Als wir zurück waren, war es sieben Uhr abends. Ich rührte gerade im Chili auf dem Herd, das mein Mann vorbereitet hatte, als das Telefon klingelte. Es war die Vermieterin einer Wohnung für Evelyn. Wir hatten vor einer Woche ein sehr nettes Telefongespräch geführt. Sie bot uns für morgen einen Besichtigungstermin an, denn jemand war abgesprungen. Super! Ich überbrachte Evelyn die gute Nachricht.

Was für ein Tag!

Die kleinen Aufgaben in Haushalt und Garten fügten sich nahtlos in meinen Flow-Tag ein. Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Tag knallvoll war, habe aber viel erledigt.

Am Abend hüpfte ich vor Freude durch die Wohnung. Ich war durch den Tag geflossen und meine Familie und Freunde mit mir. Der Tag war einfach, effizient und überraschend verlaufen.

Fazit des Selbstversuchs Flow 2.0:

Der Selbstversuch ist gelungen. Ich war den ganzen Tag sehr präsent und lauschte auf meine Impulse.  Es war gerade deswegen ziemlich anstrengend, denn ich lief selten im Autopiloten: Ich war sehr aufmerksam und habe genau beobachtet wie meine Energie floss.

Mache ich das nochmal?

Dieser Tag war keineswegs Alltag für mich. Er hatte keine Fixpunkte, also Dinge, die zu einem bestimmten Zeitpunkt passieren mussten. Deswegen hat er sich so gut für mein Experiment geeignet.

Da es für mich ungewohnt war, den ganzen Tag im Fluss zu bleiben und ich viel Energie in das Präsent sein gesteckt habe, war ich am nächsten Tag müde. Es hat mir trotzdem viel Spaß gemacht und ich habe wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Ich hoffe ich kann nun besser durch Teile meines Tages schwimmen und sich Vieles ergeben lassen. Das fühlt sich für mich aber noch nicht natürlich an. Da darf ich noch üben.

Wie übertrage ich Flow 2.0 in den Alltag?

Da ich selbstständig bin, habe ich viele Freiheiten. Ich arbeite daran, sie gut zu nutzen und mit meinen Aufgaben immer lockerer durch meinen Alltag zu fließen.

Was kannst Du tun, wenn Du angestellt und nicht in einer Arbeitsumgebung bist, in der Du leicht in Deinen Flow kommst?

Sei es im Großraumbüro oder ganz ohne festen Arbeitsplatz, wichtig ist zu wissen, was Dir gut tut und wann Du Dich wohl fühlst. Wie viel Struktur brauchst Du, wie frei möchtest Du arbeiten? Es gibt oft mehr Möglichkeiten als wir denken, unseren Arbeitsalltag zu gestalten. Im Zuge Änderungen durch die Corona Pandemie sind einige Vorgesetzte bestimmt eher für Experimente zu begeistern als früher.

Ein wichtiger Hinweis, den ich immer wieder gebe, wenn es um präsent sein geht und darum unsere Realität bewusst zu gestalten ist:

Folge Deinen Impulsen

Impulse sind die kleinen Stupser, die man spüren kann, wenn man aufmerksam im Jetzt ist. Ich übe schon lange, sie wahrzunehmen, überhöre sie im Alltag aber auch noch oft. Dann fällt mir auf: Genau diesen Impuls hatte ich gestern schon, warum bin ich ihm nicht gefolgt?

Impulse helfen uns, den optimalen Weg für uns zu finden. Wenn wir offen sind, können wir auf diese Weise jede Menge Anregungen und Ideen einsammeln. Impulse helfen uns, unseren natürlichen Flow zu finden und damit effizienter unseren Weg zu gehen.

Wie kommt Ihr in den Flow?

Links

Wikipedia zu Flow (Psychologie)

Buch von Mihaly Csiksentmihalyi, des „Flow Erfinders“ Das Geheimnis des Glücks Sein TED Talk (in Englisch) und eine unterhaltsame animierte Version in einfachem Englisch.

Bilder: Privat

© Inge Schumacher

2 Kommentare

  1. Sabine

    Das ist super geschrieben!
    Auch die Beschreibungen, ich finde mich da recht gut wieder. Und ich bin froh, dass dich dein Flow-Tag-Selbstversuch, der übrigens ein Paradebeispiel für einen Flow-Tag ist, dass dich der Tag doch angestrengt hat. Das gibt dem Ganzen eine menschliche Note 😄😄
    Liebe Grüße, Sabine 🐭

    • Schumacher

      Liebe Sabine
      danke für Deinen Kommentar. So einen Flowtag habe ich seither nicht wieder gemacht. Ich versuche in meinem Alltag möglichst zu fließen. Das klappt mal besser und mal weniger gut.

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