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12 Pubertäts-Überlebens-Strategien

Hier sind zwölf Strategien für dich, die das tägliche Überleben mit Kindern in der Pubertät erleichtern. Ich habe drei Kinder zwischen 14 und 23 Jahren. Sie sind alle unterschiedlich und leben ihr Erwachsen werden auch anders.  

Anlass mir Gedanken zu machen, war eine Klientin. „Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll!“ seufzte diese Klientin, deren Pubertier mal wieder zu Höchstform auflief. „Achte auf dich selbst“, war meine Antwort.

Als Synonym für das Wort Pubertät nutze ich gerne „akute Frontallappenauflösung“. Ich finde es sehr einleuchtend, dass Menschen mit derartigen Umbauvorgängen im Gehirn, sich gelegentlich seltsam verhalten.

Das Einsetzen der Pubertät definiere ich als den Zeitpunkt, an dem die notorischen Frühaufsteher zu lang schlafenden Morgenmuffeln mutieren.

Pubertät auf einem anderen Planeten

Meine eigene Pubertät habe ich in einer anderen Zeit erlebt. Ich habe seither viel um- und neu gelernt. Unsere Sprösslinge wachsen mit dieser ständigen sich verändernden Umwelt und der Unsicherheit auf.

Heute aufzuwachsen ist nicht einfach. Geeignete Vorbilder sind schwer zu finden. Jede muss sich ihren eigenen Weg suchen. Ich versuche, wie du auch, meine Kinder auf ihrem Weg in die Zukunft möglichst gut zu unterstützen.

1. Es gibt wenig Vorbereitungsmöglichkeiten auf die Pubertät

Richtig vorbereiten kannst du dich auf die Pubertät deiner Kinder nicht. Vieles ist vorher einfach nicht vorstellbar und das ist auch gut so. Bücher und gute Ratschläge können hilfreich sein, sind aber nicht das Leben.

Weit vor der Pubertät haben wir mit unseren Kindern Veränderungen besprochen, die auf sie zukommen können: Dass sie sich selbst und die Welt nicht mehr verstehen, sich fremd und unverstanden fühlen, und dass sie damit nicht allein sind.

Meine heute 23-jährige Tochter hat uns mit 15 die Rückmeldung gegeben, dass ihr diese  Warnungen zumindest ein wenig geholfen haben.

2. Kinder früh in die Verantwortung nehmen

Dass wir die Kinder für voll nehmen, und sie von Anfang an in Entscheidungen miteinbeziehen, ist meiner Meinung nach, eine wichtige Grundvoraussetzung dafür, die Pubertät gemeinsam einigermaßen zu überstehen.

Beispiel:

Unsere Große hat im Juli Geburtstag und war damit ein Kann-Kind: Ob sie schon in die Schule gehen oder erst die Vorschule besuchen soll, war die große Frage. Wir Eltern waren unentschieden, der Kindergarten und der Schularzt auch. Also haben wir gemeinsam Informationen gesammelt und ihr die anstehende Entscheidung erklärt. Sie hat die Vorschule gewählt und im Nachhinein war das die richtige Entscheidung.

3. Was ist die richtige Entscheidung für dich?

Ich frage meine Kinder heute noch, wenn sie vor einer Entscheidung stehen und mich um Rat fragen: „Was ist das Beste für dich? Womit geht es Dir am besten?“ Wenn sie gewohnt sind, in sich selbst hineinzuhören, besteht die Hoffnung, dass dies auch in dieser Zeit der akuten Frontallappenauflösung noch funktioniert.

4. Wieder in meine Mitte kommen

Hand aufs Herz: Deine Kinder können dich innerhalb von Sekunden auf die Palme bringen. Sie kennen dich gut und wenn sie dich im falschen Moment erwischen, ist es passiert. Das Drama nimmt seinen Lauf. Wie kommst du da am besten wieder heraus?

Gehe auf Abstand. Um von der Palme herunterzusteigen, konzentriere ich mich beispielsweise 30 Sekunden lang auf etwas Schönes: genieße eine Tasse Kaffee auf der Bank draußen oder erinnere mich bewusst an einen glücklichen Moment. Eine derartige Mini-Aus-Zeit reicht oft, um wieder in Balance zu kommen.

5. Bleib locker, als Eltern sind wir sowieso peinlich

Erst bist du die Autorität in allen Lebenslagen und dann ist das plötzlich vorbei. Pubertät bedeutet für die Kinder, sich von uns Eltern und dem Gewohnten abzugrenzen. Deswegen schämen sich deine Kinder ab einem gewissen Zeitpunkt fremd, besonders im sozialen Umfeld.

Eine Notfallclownsnase in der Dose

6. Humor als Pubertäts-Puffer

Humor ist für mich das Schmierfett jeder sozialen Beziehung. Manchmal reicht schon eine Prise Humor, um Situationen mit einem Pubertier zu entschärfen. Oft lachen wir dann gemeinsam über uns selbst.

7. Akzeptanz und Wertschätzung

In schwierigen Zeiten, wenn Kommunikation unmöglich scheint, schicke ich meinem Kind Akzeptanz. Wie das geht? Wenn ich ruhig bin und mich gerade nicht aufrege, schicke ich ihnen in Gedanken, dass ich sie akzeptiere und was ich an ihnen schätze. Da gibt es zum Glück eine Menge.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese unsichtbare Unterstützung immer ankommt und Beziehungen sehr positiv beeinflussen kann. Ich nutze Wertschätzung und Akzeptanz in meinem gesamten persönlichen und beruflichen Umfeld. Menschen merken, was und wie man über sie denkt und reagieren darauf.

8. In Kontakt bleiben

Geht es bei uns hoch her, am besten bevor wir explodieren, trennen wir uns räumlich. Da unsere Kinder eigene Zimmer haben, ist dies nicht weiter schwierig.

Ich sorge dafür, dass die Kommunikation nie ganz abreißt. Sie wird möglichst in ruhigere Zeiten verlagert. Solange ich in Kontakt bin und bleibe, habe ich ein besseres Gefühl dafür, was mit meinen Lieben los ist.

Die Basis für diese Kommunikation solltest du idealerweise vor der Pubertät gelegt haben. Hinterher ist sie viel schwieriger aufzubauen.

9. Du bist und bleibst Vorbild

Kinder kannst du in der Pubertät nicht mehr erziehen. Es ist zu spät – die Grundlagen hast du aber zum Glück schon gelegt. Bei den Mädchen kam der Punkt, an dem ich das gemerkt habe mit 12 Jahren. Irgendetwas war plötzlich anders. Sie waren viel schwieriger zu überzeugen und zu leiten. Bei meinem Sohn war das Erziehen schon mit 10 Jahren vorbei.

Meine Kinder beobachten genau, wie ich die Herausforderungen im Alltag angehe. Sie sehen, dass ich auch nicht weiterkomme oder schlecht drauf bin. Da ich mir wünsche, dass sie nett mit sich selber und anderen umgehen, versuche ich mit gutem Beispiel voranzugehen.

Als mich zwei Nachbarinnen darauf ansprachen, wie freundlich meine Mädchen sie grüßen, habe ich die beiden gefragt, was sie denn machen. Die Antwort von beiden war: „Das, was du auch tust, Mama.“

10. Von fremden Pubertäts-Erfahrungen lernen

Ich hole mir gerne Anregungen, wie andere die Pubertät ihrer Kinder erleben und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Oft gibt es kleine und große Ideen, die ich in meinen Alltag mitnehmen kann. Manche Fehler erspare ich mir so.

Lange habe ich überlegt, eine Pubertätsselbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. Es ist nie etwas aus dieser Idee geworden. Ich stelle es mir trotzdem hilfreich vor, sich einmal im Monat auszusprechen und danach gestärkt wieder zurück in den Alltag zu gehen.  

11. Wo liegen deine Grenzen?  

Eltern wie Kinder brauchen Schutz. Es rächt sich, wenn unsere Grenzen ständig überschritten werden. Daher frage dich immer wieder, was du noch ertragen kannst und was nicht mehr. Die eigenen Grenzen und die der Kinder im Blick zu haben, ist in der Pubertät besonders wichtig. Wenn es Probleme gibt, darf es keine Tabus geben.

Ich habe mehrfach erlebt, dass Jugendliche für ihre Familie nicht mehr tragbar waren. In diesen Fällen hat Unterstützung von außen sehr geholfen.

Eine Freundin hat sich wegen der massiven Probleme, die sie mit einer Tochter in der Pubertät hatte, externe Hilfe geholt. Die Situation zu Hause war für sie nicht mehr zu ertragen. Über das Jugendamt hat sie psychologische Unterstützung gefunden und damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich habe daraus gelernt, dass es okay ist, alleine nicht mehr weiter zu wissen und dann auch Hilfe in Anspruch zu nehmen.

12. Jede Pubertät ist anders

Jede Familie tickt anders, und jeder Mensch entwickelt sich unterschiedlich. So erleben wir auch die Pubertät sehr verschieden.

Meine zweite Tochter hatte andere Strategien, mit sich und ihren Problemen umzugehen als die erste. Sie machte viel mehr mit sich selbst aus als die Große. Das bedeutete für mich, meine Überlebensstrategien diesem Kind anzupassen.

Fazit

Die Pubertät der Kinder ist eine Phase im Familienleben, die einfacher wird, wenn du möglichst bewusst mit dir und den Kindern umgehst.

Was ich an dieser Lebensphase genieße ist, dass meine Kinder immer mehr von sich in die Familie einbringen. Viele Ideen, die unser Familienleben bereichern, kommen mittlerweile von ihnen und das ist klasse.

Du brauchst Unterstützung und Inspirationen im Umgang mit deinem Pubertier? Lass uns darüber sprechen.

Literaturtipp

Jesper Juul: Pubertät. Wenn erziehen nicht mehr geht , Kösel, 3. Auflage, 2010

Dieser Artikel ist in der Blognacht meiner Lieblingsblogflüsterin Anna Koschinski entstanden.

Bilder: privat

© Inge Schumacher

2 Kommentare

  1. Edith

    Liebe Inge,

    danke für die Tipps. Ich brauche sie zwar nicht mehr, weil meine 4 Mädels bereits alle schon seit einigen Jahren im Erwachsenenalter sind, aber ich kann sie alle gut nachvollziehen. Um einen Tipp würde ich deine Liste vielleicht verlängern. Sie würde bei mir lauten: „Kontrolliere wenig, bringe aber deinem Pubertier viel Vertrauen entgegen.“ Mit hat das damals geholfen und auch mich selbst im meiner Persönlichkeit weiter gebracht.
    Liebe Grüße Edith

    • Inge Schumacher

      Danke liebe Edith, das ist ein wirklich guter Tipp!!

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