Wir leben in einer VUCA-Welt: Alles verändert sich ständig. Und es wird nicht einfacher. Wir schaffen wir das nur gemeinsam. In diesen Zeiten der Transformation brauchen wir andere Führungsstrukturen.

Durch die Flüchtlingskrise habe ich sehr viel gelernt. Ich habe viele interessante Menschen getroffen, die einfach angepackt haben. Im November 2018 war ich auf einer internationalen Konferenz für Nachhaltigket und verantwortungsbewusster Führung (Sustainability und Responsibilty) in Köln. Ich habe dort meine Überlegungen zu diesem Thema vorgestellt und mich mit Leuten aus aller Welt darüber ausgetauscht. Es gibt überall auf der Welt Projekte, wo engagierte Menschen versuchen, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten. Ich habe auch ein Paper eingereicht und daraus ist dieser Blogartikel entstanden.

(You can read this article in English here.)

  • Klimawandel und die anderen Anstrengungen der Erde zu einem neuen Gleichgewicht zu finden werden wahrscheinlich die Umsiedlung von Millionen von Menschen zur Folge haben.
  • Die Entwicklung der Weltwirtschaft ist ungewiss: Banken wanken, unsichere Wirtschaftsbeziehungen und die wachsende soziale und ökonomisches Ungleichheit belegen das.
  • Alte Strukturen und Institutionen bröckeln.
  • Autorität, die früher automatisch mit dem Amt mitgeliefert wurde, gibt es nicht mehr: Beispiele dafür sind der jetzige US Präsident oder der CEO von Volkswagen.

Ein Modewort, das diese Situation gut beschreibt ist VUCA. Es ist das Akronym für Volatility (Unbeständigkeit), Uncertainty (Unsicherheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Unklarheit). Das ist eine komplizierte Form zu sagen:

Es gibt zu viele sich verändernde Teile

Um die Herausforderungen, denen wir uns durch die vielen unvorhersehbaren Veränderungen gegenübersehen zu meistern brauchen wir kreative Lösungen. Die Strukturen, die uns bis heute gedient haben, reichen dafür nicht mehr aus. Für besonders wichtig halte ich gut funktionierende internationale Kooperationen.

Wir haben eine gute Basis

Im Falle von Erdbeben oder anderen Umweltkatastrophen kommt internationale Hilfe innerhalb weniger Stunden. Das ist eine großartige Leistung. Informelle Netzwerke in jedem Land und über Landesgrenzen hinweg sollten diese noch ergänzen.

Das digitale Zeitalter gibt uns eine solide Basis für internationale Netzwerke. Wir brauchen nur unseren Einfallsreichtum zu nutzen, um diese turbulenten Zeiten zu meistern. Hört sich einfach an, oder?

Wir können uns nicht oft genug vor Augen halten, dass uns überall großartige menschliche Ressourcen zur Verfügung stehen.

Für flexible Lösungen brauchen wir entsprechende Führungspersönlichkeiten

Als 2015 eine Million Flüchtlinge nach Deutschland strömten, gab es keine Strukturen, die dieser Flut gewachsen gewesen wären. Zum Glück haben Millionen Deutsche einfach angepackt. Ich habe in dieser Zeit viele interessante Menschen kennengelernt. Sie sahen das Problem und fingen einfach an. Sie kamen scheinbar aus dem Nirgendwo und niemand hat ihnen gesagt, was und wie sie es tun sollten.

Ausgeglichene Menschen

Es liegt in unserer Verantwortung, für uns selbst zu sorgen. Nur Menschen, die gut für sich selbst sorgen sind in der Lage auch gut für andere zu sorgen. Ich glaube, dass wir nur ausgewogene Persönlichkeiten entwickeln können, wenn wir auf uns selbst aufpassen. Das wiederum ist die Grundvoraussetzung dafür unserem Planeten zu helfen eine neue Balance zu finden.

Alles hängt zusammen

Ich sehe das deutlich bei meinen Klienten: Sie arbeiten aktiv daran bewusster durch Leben zu gehen und nehmen ihre Vernetzung zu allem dadurch deutlicher wahr.

Viele, besonders junge Menschen, arbeiten lieber in Teams als in starren Hierarchien, sie streben nach mehr Freiheit und persönlicher Zufriedenheit und weniger nach Status und Prestige.

Internationale Kooperation

Wir sind im Zeitalter der Kooperation und der Selbststärkung. Um mit der VUCA Welt zurechtzukommen ist es hilfreich weltweit zu kooperieren. Immer mehr Menschen sehen das und tun auch etwas dafür.

Welche Fähigkeiten brauchen verantwortungsvolle Führungspersönlichkeiten in der Transformation?

Ich vergleiche verantwortungsvolle Führungspersönlichkeiten gerne mit Busfahrern. Viel von dem Fachwissen, das nach gängiger Meinung Führungspersönlichkeiten haben sollten ist für Busfahrer zweitrangig.

Sie brauchen weder das Abitur noch einen Uniabschluss: Sie müssen sich zuallererst gut mit ihrem Bus auskennen und wissen wo sie hinwollen. Ihre Mitfahrer wollen mit ihrer Hilfe ein bestimmtes Ziel erreichen. Sie suchen sich dafür vertrauenswürdige Fahrer aus. Zusammen bilden beide Gruppen effektive Teams.

Verantwortungsvolle Führung basiert auf hoher Sozialkompetenz

Sozialkompetenz bezeichnet eine Kombination aus Kommunikationsfähigkeit, sozialer Intelligenz und Anpassungsfähigkeit.

Die Busfahrer übernehmen die Verantwortung für eine Fahrt. Um das gut zu machen, brauchen sie diese Sozialkompetenz. Sie haben als verantwortungsbewusste Führungspersönlichkeiten Vorbildfunktion. Ohne jemandem zu befehlen ihnen zu folgen gehen sie voran und die Menschen entscheiden dann ob sie ihnen folgen und sie unterstützen wollen.

Charakteristiken verantwortungsvoller Führung

Viele der verantwortungsvollen Leiter, die ich getroffen habe oder denen ich in den Medien folge haben folgende Charakteristiken.

  • Sie sind unprätentiös: Prestige, Berühmtheit oder Status stehen bei ihnen nicht an erster Stelle.
  • Sie sind interessiert daran etwas Wesentliches beizutragen.
  • Sie sehen die großen Zusammenhänge und ihnen liegen ihre Mitmenschen am Herzen.
  • Sie probieren neue Wege aus und schaffen so neue Möglichkeiten und Chancen für sich und für andere.
  • Sie werden durch das aktuelle Problem oder die Aufgabe motiviert. Wenn sie ihr Ziel erreicht haben, suchen sie sich eine neue Herausforderung oder steigen sogar ganz aus der Leitungsrolle aus.
  • Sie sind authentisch, denn sie tun was sie sagen.

Der Neurobiologe und Autor Gerald Hüther sagt: Der Chef von Morgen ist ein Liebender

  • Sie müssen selbstsicher genug sein, um nicht leicht aus der Bahn geworfen zu werden.
  • Sie respektieren und akzeptieren sich selbst und ihre Mitmenschen.
  • Sie sehen und erkennen die Talente um sie herum und unterstützen deren Nutzung.
  • Sie inspirieren zu Kooperation und Teamwork.

Wie unterstützt man die Entwicklung von verantwortungsvoller Führung?

Das wichtigste, das wir alle lernen sollten, ist dass wir für uns selbst verantwortlich sind und niemand sonst.

Bei meinen Workshops und in meiner Praxis sehe ich Menschen aller Generationen daran arbeiten sich selbst besser kennenzulernen. Das ist super, denn wir brauchen Leute, die ihr eigenes Potential kennen, und die auch wissen, dass sie die Voraussetzungen dafür erfüllen verantwortungsvolle Leitungspositionen zu übernehmen können.

Beispielhafte Führungspersönlichkeiten

  • Jóhannesson, Präsident von Island
  • Papst Franziskus
  • Khan, Gründer der non-profit Weiterbildungs-Organisation Khan Academy
  • Kayango: Das globale Seifenprojekt
  • einige mehr sind bei den TED talks auf Youtube finden

Eine Möglichkeit Führungspersönlichkeiten zu unterstützen ist informelle internationale Beziehungen möglichst auf individueller Ebene zu fördern.

Beispiele erfolgreicher internationaler Vernetzungen:

  • Austauschprogramme für Teenager und Studenten
  • Internationale Workcamps für junge Leute auf der ganzen Welt
  • Konferenzen wie die ICSR in Köln wo ich mein Busfahrer-Konzept vorgestellt habe
  • Die Panama Papers: Eine große Anzahl internationaler Journalisten bereiteten jahrelang vor und publizierten alle gemeinsam: Eine andere Art des investigativen Journalismus.

Das Gute an diesen Initiativen ist, dass Menschen sich so persönlich kennenlernen und im Ernstfall weltweit besser zusammenarbeiten können.

Querschnittskommunikation ist wichtig

In Deutschland wurden in den letzten 3 Jahren viele Netzwerke gebildet, die Freiwilligenorganisationen, staatliche Stellen und die Politik umfassen.

Es brauchte in meiner Heimatstadt Hamburg eine lange Zeit, um Kommunikationswege zwischen verschiedenen Behörden erst einmal zu etablieren. Sie funktionieren immer noch nicht perfekt, aber das Netzwerk besteht und wir werden es auch in Zukunft brauchen.

Wir sind alle verantwortlich für unsere Zukunft

Das Gewicht der Zukunft liegt nicht alleine auf den Schultern von verantwortungsbewussten Anführern. Im Gegenteil!

Wir sitzen alle in einem Boot. Nur gemeinsam können wir in dieser VUCA Welt eine nachhaltige Zukunft erschaffen.

Wir sollten uns alle selbst akzeptieren und uns gut behandeln

Damit wir eine bessere Zukunft für uns schaffen, müssen wir lernen, uns selbst zu akzeptieren. Dann gehen wir auch positiver miteinander um.

Du denkst, dass Du bereits gut auf Dich achtest? Wirklich? Versuch einmal einen Tag lang zu beobachten, und festzustellen wie oft Du Dir selber sagst, dass Du dumm bist weil Du etwas vergessen hast oder wie blöd diese oder jene Entscheidung war. Na?

Das ist natürlich weder Selbst-Akzeptanz noch nett mit sich selbst umgehen. Ich arbeite schon jahrelang daran mich ganz zu akzeptieren. Ich mache zwar Fortschritte, bin aber immer noch nicht am Ziel. Was ich in dieser Zeit festgestellt habe ist, dass ich andere viel leichter akzeptieren kann seit ich mich mehr akzeptiere.

Warum ist es so schwierig sich zu akzeptieren?

Wir sind damit aufgewachsen, immer darauf zu schauen, was uns fehlt und was wir falsch gemacht haben. Die Folge davon ist, dass wir uns ständig kritisieren und fertig machen. Wir merken es schon gar nicht mehr. Erst wenn wir darauf aufmerksam werden, was wir da tun, können wir es ändern.

Nicht alle von uns müssen Führungspersönlichkeiten werden, aber die Welt braucht jeden von uns als für uns selbst-verantwortliche und selbst-ständige Persönlichkeiten. Menschen, die sich selbst gut kennen, sehen sich als Teil des großen Ganzen sind und können ihre Rolle darin einfacher finden und ausfüllen.

Leben in der VUCA Welt

Wir sollten uns immer daran erinnern, dass wir diejenigen sind, die unsere Realität erschaffen. Wir müssen unsere Autorität behalten und mutig sein, Teile von Prozessen zu werden, deren Ausgang wir heute noch nicht erkennen können.

Wir brauchen mehr positive Bilder der Zukunft um Menschen dazu zu motivieren die kommenden Transformationen aktiv zu gestalten.

Unsere Situation wird weiter unsicher bleiben. Zusammen können wir die Wellen der Transformation reiten anstatt von ihnen überspült und untergetaucht zu werden. Verantwortungsvolle Menschen machen dabei den Unterschied.

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Bilder: pixabay and privat

© Inge Schumacher