Der Begriff Epigenetik setzt sich zusammen aus den Wörtern Genetik und Epigenese. Epigenese bezeichnet die Entwicklung eines Lebewesens. Als Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen bestimmt die Epigenetik mit, unter welchen Umständen welches Gen aktiv ist.

Bis vor kurzem dachten wir, dass unsere genetische Grundausstattung vieles festlegt in unserem Leben: Wir werden mit einem genetischen Erbe geboren und machen dann das Beste daraus.

Wie weit wir durch unsere Gene programmiert sind und wie stark unsere Umwelt in diese Programme eingreift ist eine Frage, die noch immer nicht hundertprozentig geklärt ist.

Wirklich entschlüsselt wurden die Geheimnisse des menschlichen Bauplans bisher nicht. Inzwischen ist aber klar: Gene steuern nicht nur, sondern sie werden auch gesteuert.

Molekulare Mechanismen sorgen dafür, welche Gene abgelesen werden und zum Tragen kommen und welche nicht.

Forscher haben festgestellt, dass die Ablese-Markierungen für Gene durch Lebensumstände oder Umwelteinflüsse verändert werden können. Die Epigenetik erforscht, welche Faktoren die Aktivität eines Gens begünstigen.

Das Genom, also alle 25.000 Gene, erklären nicht, warum der eine Mensch dement wird oder der andere stressanfällig ist. Warum zwei Menschen das gleiche Krebs-Gen haben, aber nur einer von ihnen an Krebs erkrankt.

Bestimmte Gemeinsamkeiten zwischen Eltern und Kindern können nicht allein genetisch erklärt werden. Früher dachte man, dass Erziehung und Lebensumfeld prägende Einflüsse sind. Kinder, die aus Familien mit Übergewicht kommen, sind zum Beispiel deswegen dicker.

Die Epigentik hat herausgefunden, dass Gene aktiviert und deaktiviert werden. Die Gene, die bei uns aktiv sind, müssen also nicht unser ganzes Leben lang dieselben sein.

Schon als Embryo im Bauch der Mutter, können sich die epigenetischen Merkmale verändern. Deswegen hat die Kriegskindergeneration mit vielen Herz-Kreislaufkrankheiten zu kämpfen. Die Elterngeneration hatte mit erheblichen Belastungen zu kämpfen. Die hatte Auswirkungen auf die Kinder.

Traumata haben Einfluss auf die Epigenetik

Das Risiko einer Autoimmunerkrankung wird durch traumatische Erlebnisse höher.

Das Max Planck Institut für Psychiatrie in München hat durch Studien herausgefunden, dass Trauma bei Mäusen wie Menschen sichtbare Spuren hinterlässt. Sie haben Veränderungen an der Erbsubstanz DNA entdeckt, die nach traumatischen Ereignissen auftreten.

Das bestätigt, was Traumaforschern immer klarer wird: Traumata haben nicht nur seelische Folgen, sondern wirken sich auch auf unsere körperliche Gesundheit aus.

Zwillinge entwickeln sich epigenetisch auseinander

Interessante Erkenntnisse hierzu steuert die Zwillingsforschung bei. Eineiige Zwillinge sehen sich deswegen so ähnlich weil sie genetisch identisch sind. Sie haben dasselbe Erbgut.

Wenn sie in der gleichen Familie aufwachsen haben sie außerdem dieselben Umwelteinflüsse.

Ich habe Patentöchter, die Zwillinge sind. Auf den Babyfotos sind sie kaum voneinander zu unterscheiden. Selbst für die Eltern ist das schwierig.

Genetisch identische Zwillinge entwickeln sich im Laufe des Lebens oft deutlich auseinander. Ein Zwilling erkrankt zum Beispiel an Diabetes und der andere nicht. Wie kann das sein? Die Erklärung dafür liegt vermutlich in der unterschiedlichen Lebensweise.

Zitat aus Planet Wissen: „Als spanische Forscher genetisch gleiche Zwillingspaare zwischen drei und 74 Jahren untersuchten, zeigte sich eindeutig: Die jüngsten Zwillinge unterschieden sich in ihrem epigenetischen Code kaum – die ältesten Zwillinge hingegen immens.

Im Laufe des Lebens machen Zwillinge unterschiedliche Dinge durch, entwickeln andere Gewohnheiten oder befinden sich in anderen Lebensumständen – und so entwickeln sich auch ihre epigenetischen Codes mitunter in verschiedene Richtungen.“

Erlebtes wird an die Nachkommen weitergegeben

Genauso wie unsere DNA geben auch die sogenannte „epigenetische Signatur“ an folgende Generationen weiter.

Dies führt zum Beispiel dazu, dass manche Menschen anfälliger für stressbedingte Krankheiten sind.

Wenn eine Mutter großem Stress ausgesetzt ist oder eine bestimmte epigenetische Signatur geerbt hat, kann das die Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern umgeht, verändern.

Innere Arbeit fördert die Gesundheit

Ich finde die Epigenetik deswegen so faszinierend, weil sie zeigt, dass unser Ist-Zustand nicht in Stein gemeißelt ist.

Spannend finde ich die Erkenntnis, die sich daraus ergibt: Wir können viel mehr Einfluss nehmen auf unser Wohlbefinden als wir bisher geglaubt haben. Weder die Krankheiten, die wir bekommen, noch unsere Persönlichkeitsmerkmale sind festgelegt. Wir sind also keineswegs der Spielball unserer ererbten Ausstattung.

Das beweisen mir auch meine Klient*innen immer wieder. Ihre Autoimmunkrankheiten werden zum Beispiel deutlich besser durch die Behandlung. Das passiert interessanterweise auch, wenn wir uns um ganz andere Themen kümmern.

So habe ich mit einer Kollegin gearbeitet, die unter Hashimoto Thyreoiditis litt. Das ist chronische Entzündung der Schilddrüse. Der Körper greift bei dieser Autoimmunerkrankung Zellen in der Schilddrüse an, die wichtige Hormone produzieren.

Die Hausärztin konnte bei den regelmäßigen Kontrollen ihrer Schilddrüsenwerte die Dosis der gegebenen Schilddrüsenhormone immer weiter senken.

Ich erkläre mir das so: Meine Kollegin hat innere Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass sie in ihrem Leben zufriedener ist. Das hatte unerwartete positive Auswirkungen in anderen Lebensbereichen.

Fazit

Wir Menschen sind für Veränderung gemacht. Wir sind anpassungsfähig. Wenn wir etwas für unser Wohlbefinden tun, verbessern wir damit auch unsere allgemeine Gesundheit. Das ist ein guter Grund, besser für sich zu sorgen, oder?

Du bist unzufrieden und möchtest deine Lebensqualität verbessern? Nutze mein Angebot für ein kostenloses halbstündiges Kennenlerngespräch.

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Bilder: Pixabay

© Inge Schumacher