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Porträt einer deutschen Isländerin

Ich habe Sylvaine Scharapenko bei der #ZeigewasDutust Challenge von Dagmar Recklies getroffen. Wir haben spontan beschlossen zu kooperieren. Sylvaine hat mich für ihren Podcast interviewt und ich habe ihr Fragen zu Island und ihrem Leben dort gestellt, die sie mir in diesem Artikel beantwortet.

Du bekommst hier ein authentisches Blitzlicht aus ihrem Leben in Island.

Wie hängen Ziegenkäse und Deutschland zusammen?

Weil meine Tochter keine Kuhmilch vertrug, habe ich das Pony gegen eine kleine Ziegenherde getauscht. Weil es irgendwann zu viel Milch war, die wir nicht mehr trinken konnten und wollten, fing ich an Käse zu machen. Weil es irgendwann zu viel Käse war baute ich eine Milchküche und verkaufte den Käse. So kam ich zu einer Ziegenkäserei. Das war vor meiner Auswanderung noch in Deutschland.

Warum bist Du in Island gelandet und nicht irgendwo im sonnigen Süden?

In Island fühle ich mich lebendig. Ich mag diese Gegensätze, das Raue. Ich wollte nicht irgendwo an einem Strand liegen, ich wollte arbeiten, mich spüren, meine Energie freilassen, kämpfen. Ich habe in Island das Gefühl, dass mir die Menschen auf Augenhöhe begegnen. Außerdem mag ich diesen latenten Schwefelgeruch. Ich fühlte mich sofort zu Hause.

Wie war das Auswandern nach Island mit Kind?

Die Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete, war enorm. Ich habe jede Nacht geweint. Meine Tochter war damals zehn Jahre alt und musste ja hier zur Schule gehen und sich verständigen. Sie fand das erste Mal in ihrem Leben Schule ganz gut.

Sie sagte nach dem ersten Tag: „Mama die Lehrer hier mögen Kinder.“

Wir hatten eine Abmachung: Nach hundert Tagen setzen wir uns hin und – egal welcher Druck von außen auf uns lastet,- wir entscheiden beide gleichberechtigt ob wir bleiben oder gehen. Wir blieben.

Ist Isländisch schwierig zu lernen?

Für mich gestaltet sich das Lernen dieser Sprache als schwierig. Es fängt damit an, dass meine Zunge und die Wangen und der Mund trainiert werden müssen die verschiedenen Laute auszusprechen. Dann gibt es diese Tage, an denen ich denke, jetzt habe ich etwas begriffen und oh nein, da gibt es in diesem Fall eine Ausnahme von der Ausnahme.

Isländisch ist älter als jede Grammatik, dessen bin ich sicher!

Hinzu kommt, dass die Isländer wissen, dass ihre Sprache schwierig ist. Da sie bei mir sofort hören, dass ich nicht Muttersprachler bin, wechseln sie sofort ins Englische. Das kann ich übrigens auch nicht. Es fehlt mir an Gelegenheit zu sprechen. Ich bin also angehalten mich durch zu kämpfen. Das tue ich, mal mit weniger und mal mit mehr Erfolg.

Was bezeichnest Du als Kraftort?

Ich war schon einige Male in Island und energetisch ist dort sehr viel los.

In Island habe ich Orte entdeckt, die mir eine unglaubliche Energie geben. Hier verbinde ich mich zum Beispiel sofort mit Mutter Erde, mit meinen Ahnen oder mit anderen Wesen. Ich glaube, es sind Tore zu mir selbst.

Sie erfüllen mich augenblicklich mit Energie. Das sind Prozesse, die nicht gut erklärbar sind. Vom Gefühl, ein bisschen zu vergleichen mit Reiki. Es wird warm und durchströmt mich. Manchmal fließen sofort die Tränen – aber eher so erleichternd.

Die Isländer nennen Elfen Huldufólk, die Versteckten.

Hast Du Erfahrungen mit Elfen? Etliche Isländer glauben an sie und bauen Straßen um sogenannte Elfenburgen herum.

Es ist irrig von Glauben zu sprechen.

Elfen sind ganz normal.

So wie ein Baum in Deutschland ein Baum ist, so ist in Island eben eine Elfe eine Elfe. Sie sind überall und einfach da. Und sie sind nicht nett mit Flügeln oder klein und niedlich. Sie werden auch wütend. Warum nicht?

Natürlich sind sie wütend, wenn jemand eine Straße durch ihr Haus bauen will. Ich habe dafür und für alle Aktionen, die dem folgen, vollstes Verständnis.

Ich lebe auf einem Elfenhügel.

Wir sind also Nachbarn und helfen uns gegenseitig. Ich habe Respekt vor ihnen und sie sind sehr geduldig mit mir. Sie sind nicht gleich böse, wenn ich einen Fehler mache. Und ja, ich begegne ihnen manchmal. Wie gesagt, wir leben nebeneinander und miteinander.

Was sind Troll-Sagas und was fasziniert Dich daran?

Ich fing an, die Troll-Sagas als Sprachübung und als Vervollständigung meiner Guidings zu übersetzen. Trolle gehören genauso zu Island wie Elfen.  Die Trolle haben Island schon seit jeher bevölkert und sich auch mit den Menschen vermischt.

In den Troll-Sagas werden Geschichten erzählt mit genauen Ortsangaben und Namen. Auch fasziniert mich, wie klar aufgezeigt wird, dass Trolle und christliche Priester durchaus miteinander auskamen.

Der christliche Glaube und das Wissen um Elfen und Trolle schließt sich in Island nicht aus. Das ist spannend. Ich lernte im Geschichtsunterricht in der Schule, dass die Christianisierung der Welt blutig und rasch vor sich ging. Aber es gibt auch andere Beispiele. Die Slawen in Thüringen lebten zum Beispiel 300 Jahre lang mit den christlichen Franken nebeneinander, obwohl sie vielen alten Göttern huldigten. So ist das auch in Island.

Man kann Dich für Nordlichterfahrten buchen

Da ist Deine Ausbildung als Meteorologin sicher hilfreich.

Ja, Nordlichter sind wunderbar. Natürlich kann ich hier Nordlichter sehen, wenn ich vor die Tür gehe und etwas Glück habe.

Mich als Guide zu buchen ist klug weil ich mich den ganzen Tag vorbereite und mit dem Wetter, den Wolken und den vorherrschenden Bedingungen beschäftige. Ich schaue nach geeigneten Plätzen und fahre nachts das Auto sicher dorthin. Ich erkenne nachts rechtzeitig den Beginn eines Nordlichtertanzes. Dann wecke ich Dich und es geht los. Es bedeutet, dass Du Dich auf die schönen Dinge konzentrieren kannst. Ich bin im Endeffekt nur diejenige die sie Dir zeigt, die Dich aufmerksam macht, Dich hinführt.

Du strickst wundervolle Islandpullover, Handschuhe und Mützen. Kann man die kaufen?

Ja, ich habe in Hellissandur auf Snæfellsnes das kleinste Atelier in Island. Wenn ich das Schild „Offen“ aufgeklappt habe, dann bin ich dort und stricke oder arbeite an anderer Kunst. Du kannst mir gerne über die Schulter schauen, mit mir schwatzen und einkaufen. Ich freue mich auf jeden Fall über Deinen Besuch.

Links

Sylvaine veranstaltet Fahrten für Frauen zu Kraftorten in Island und arbeitet im Sommer als Guide.

Weitere Artikel von mir über Island findest Du hier:

Bilder: Sylvaine Scharapenko

© Inge Schumacher

4 Kommentare

  1. Margaretha Schedler

    So wundervoll, liebe Inge, liebe Sylvaine. Wenn ich nicht aufpasse, werde ich mit dem Islandvirus infiziert! In Sylvains grüne Haare war ich sofort verliebt, weil sie so einzigartig und lebendig sind und so viel Freude verbreiten.
    Wie schön, dass ihr Euch gefunden habt. Im Podcast war Eure Freude so spürbar zu hören.
    Auch das Allgäu hat viele Kraftplätze.
    Ganz liebe Grüße
    Margaretha

    • Inge Schumacher

      Da bin ich gespannt, liebe Margaretha.
      Wenn der Islandvirus aich auch durch den Äther und via Blogartikel verbreiten kann, dann ist eine Pandemie nicht auszuschließen!
      Ich hoffe, ich kann die Kraftplätze im Allgäu mal persönlich erfahren!
      Herzliche Grüße!

  2. Dagmar Recklies

    Das klingt total interessant. Island steht mit auf meiner Reise-Wunsch-Liste und ein Nordlicht möchte ich unbedingt auch mal sehen.
    Danke für dieses Gespräch.
    Liebe Grüße
    Dagmar

    • Inge Schumacher

      Liebe Dagmar,
      Vielen Dank für Deine Challenge. Ohne die hätte unser Gespräch nicht stattgefunden.
      Nordlichter habe ich auch noch nicht gesehen. Irgendwann wird es klappen!
      Herzliche Grüße Inge

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